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Vizepräsident Anderson Tzou führt gemeinsam mit seinem Assistenten Marvin Chen durch die Fabrik.

Die Wiege meiner Akkus

Die Wiege meiner Akkus liegt rund 150 Kilometer von Shanghai entfernt und heisst Trend Power Technology. Bei der Werkbesichtigung habe ich einiges über Batterien gelernt – und mache mir jetzt vor allem weniger Sorgen um sie.  

Heute wurde ich von einem Fahrer abgeholt, zwei Stunden durch die Agglomeration von Shanghai chauffiert und schliesslich vom Vizepräsidenten der Trend Power Technology persönlich empfangen. Die Firma stellt den Akku meines Flyers her und hat mich für eine Werkbesichtigung eingeladen.

Wie sieht Lithium aus? Woher kommt das Kobalt? Und wie wird daraus eine Batterie? Im Vorfeld dachte ich, all diese Fragen würden heute beantwortet werden. Dem war nicht so. Das liegt aber nicht etwa an der Verschwiegenheit des Unternehmens, sondern daran, dass genau dieser Teil der Batterie von einer Zulieferfirma gefertigt wird.

Im Innern des Akkus

Im Innern stecken vierzig violette Akkuzellen und ein Minicomputer: Er steuert das Auf- und Entladen der Zellen.

Ist ja eigentlich logisch: Denn ein Akku ist nicht nur aus Chemie, sondern auch viel Elektronik. Aber das weiss ich ehrlich gesagt, erst seit heute.

Ich hatte mir immer vorgestellt, dass meine Akkus im Innern aus einem grossen festen Stück bestehen. Sie sehen schliesslich von aussen so schön kompakt aus. Jetzt weiss ich, dass da drin 40 zylinderförmige Akkuzellen stecken. Gesteuert werden sie von einer Art Minicomputer, dem Gehirn der Batterie.

Das Gehirn stellt sicher, dass sich die Zellen kontrolliert entladen und aufladen. Auch leitet es verschiedene Sicherheitsvorkehrungen ein. So lädt der Akku zum Beispiel nur bei Temperaturen zwischen minus 10 und plus 75 Grad. Bei zu tiefen Temperaturen könnten die Zellen schaden nehmen, bei zu hohen sogar explodieren.

Meine Akkus sind clever

Nachhilfe in Physik: Anderson Tzou erklärt, was im Innern der Akkuzellen passiert.
Nachhilfe in Physik: Anderson Tzou erklärt, was im Innern der Akkuzellen passiert.

Ich habe mich in Kroatien also umsonst gesorgt. Dort habe ich meine beiden Dicken auf einem Camping im Schatten eines Baumes an die Steckdose angeschlossen. Während ich mich im Wasser abkühlte, kam mir plötzlich in den Sinn, dass Schatten wandern. Ich war heilfroh, dass ich bei meiner Rückkehr nicht von der Feuerwehr in Empfang genommen wurde.

Auch habe ich meine Akkus eigentlich nie komplett leergefahren, weil ich dachte, dies würde sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken. Das stimmt auch. Aber jetzt weiss ich, dass meine beiden Helfer recht clever sind und immer noch rund 10 Prozent Energie enthalten, wenn sie mir und dem Motor melden, dass sie keinen Saft mehr haben.

Sicher vor unbedarften Kunden

Beim Learning: Diese Roller-Akku lernt gerade, wie er richtig auf- und entlädt.
Beim Learning: Dieser Roller-Akku lernt gerade, wie er richtig auf- und entlädt.

Auch um die richtige Handhabung beim Erstgebrauch muss sich der Endkunde nicht sorgen: Damit Lithium-Ionen-Batterien die volle Leistungsfähigkeit entwickeln, sollten sie am Anfang ihres Lebens einmal vollständig aufgeladen und entladen werden. Dieses so genannte Learning hat bereits stattgefunden, wenn die Akkus ihre Wiege in der Agglomeration von Shanghai verlassen.

Auch für den Fall, dass mir meine Akkus mal aus der Hand fallen, hat die Firma vorgesorgt und das Gehäuse bei der Entwicklung einem Stresstest unterzogen. Theoretisch könnte ich die Batterien aus einer Höhe von einem Meter auf den Boden fallen lassen: Sie sollten danach immer noch unbeschädigt und voll funktionstüchtig sein. Ich werds aber trotzdem nicht ausprobieren…

Die meisten E-Bikes-Akkus sollten heutzutage das Learning bereits hinter sich haben und Steuerungselemente enthalten, die vor Überhitzung und Totalentladung schützen. Was die Produkte von Trend Power Technology jedoch von jener der Konkurrenz unterschieden soll, ist die Gruppierung der Akkuzellen.

Der kleine Unterschied

Diese Maschine sortiert die Akkuzellen nach Spannungshöhe, auf zwei Stellen hinter dem Komma genau.
Diese Maschine sortiert die Akkuzellen nach Spannungshöhe, auf zwei Stellen hinter dem Komma genau.

Vizepräsident Anderson Tzou erklärt: «Je geringer der Spannungsunterschied der einzelnen Zellen, desto höher ist die Leistungsfähigkeit des fertigen Akkus. Indem wir die Spannung jeder einzelnen Akkuzelle messen, stellen wir sicher, dass nur Zellen mit identischer Spannung in ein und demselben Akku verbaut werden.»

Die Trend Power Technology stellt Batterien für ganz verschiedene Produkte her. Neben weiteren Bike-Marken (B’TWIN, Specialized und Giant) hat die Firma auch den Computerhersteller mit dem fruchtigen Logo im Portfolio. Das geht heute auch in China nicht mehr ohne Standards: Der Akku-Hersteller unterzieht sich regelmässig Audits und darf sich unter anderem mit der Umweltnorm ISO 14001 und der Qualitätsnorm ISO 9001 schmücken.

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Erika Haspel

    Das nenn ich mal echte Infos und bin begeistert dir immer wieder folgen zu dürfen , deine Leistungen sind bemerkenswert und ich ziehe den Hut für deinen Mut und Kraft
    .Danke und weiterhin viel Gesundheit und viele schöne und liebenswerte Begegnungen.😃

  2. René Birrer

    Da habe auch ich etwas dazu gelernt. Vielen Dank für die gut verständlichen und auf den Punkt gebrachten Erläuterungen. Guten Start bei deiner Weiterreise.👍

  3. Angelo Rizzi

    Spannender Beitrag, Danke!

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