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Die Routenplanung: Auch Velofahrerinnen sind heute digital unterwegs, etwas Papier braucht es aber trotzdem noch. (Bild: Beat Fischer)

Die Digitalisierung macht das Radreisen leicht

Zum ersten Mal auf einer Veloreise orientiere mich mit Hilfe von digitalem Kartenmaterial. Die Digitalisierung macht eben auch vor dem Radreisen nicht Halt. Das Einrichten des Geräts hat mich zwar einiges an Nerven gekostet, aber jetzt wo es mal läuft, würde ich nicht mehr zurück wollen.

Früher musste ich an jeder dritten Kreuzung die Papierkarte konsultieren. Im Idealfall steckte sie schon in der richtigen Faltung im Plastik über der Lenkertasche. Bei Pech musste man sie im strömenden Regen hervorklauben und neu falten – und wusste dann vielleicht doch nicht weiter.

Jetzt bin ich mit einem Navigationsgerät von Garmin unterwegs, auf das ich GPS-Daten lade, die ich via komoot.de generiere. Mein Reisepartner Beat nutzt die Komoot-App via Tablet und lädt die Tracks dann auf sein Handy.

Genügt nicht einfach ein Handy?

Andrea Freiermuth plant die Etappen mit Computer und Karte.
Die Routenplanung: Auch Velofahrerinnen sind heute digital unterwegs, etwas Papier braucht es aber trotzdem noch. (Bild: Beat Fischer)

Der Vorteil vom Garmin ist, dass das Display weniger spiegelt als jenes vom Handy und darum besser lesbar ist. Auch war die Garmin Cycle Map Europe bereits vorinstalliert. Zudem hält der Akku beim Garmin länger als beim Handy, was für mich als E-Bikefahrerin aber weniger relevant ist, da ich das Gerät stets mit dem Akku am Bike verbinden kann. Beat geht zuweilen der Saft aus, was aber auch nicht weiter tragisch ist, weil er sein Handy dann einfach an ein Powerpack anschliesst.

Das Garmin hat aber auch Nachteile: Es ist ein zusätzliches Gerät, das man mitführen muss, während man das Handy sowieso mitnimmt. Damit verursacht es auch zusätzliche Kosten – zumal ich ab der Türkei auch noch Kartenmaterial dazukaufen muss. Beat muss allerdings zu jeder Tour eine Offline-Karte herunterladen und braucht dafür eine gute Wifi-Verbindung. Für die Offline-Karten weltweit bezahlt man bei Komoot einmalig 30 Euro. Das Garmin kostet je nach Modell und mitgelieferten Karten zwischen 300 und 600 Euro.

Dank Digitalisierung mehr Vorhersehbarkeit

Aber die Diskussion ob Garmin oder Handy ist eigentlich sowieso nicht so relevant. Entscheidend ist der Service von Komoot, weil sich damit Alternativen zu verkehrsreichen Strassen finden lassen und man sich vorgängig über die Wegbeschaffenheit sowie das Höhenprofil informieren kann.

Komoot zeigt das Höhenprofil und die Wegebeschaffenheit - und natürlich die digitale Karte.
Die Etappe von Sofia nach Rila so wie sie Komoot darstellt. (Bild: Screenshot)

Früher mit der Papierkarte konnte man solche Kriterien zwar bei der Planung auch berücksichtigen, aber eben immer nur schätzungsweise. Komoot liefert genauere Angaben, zum Beispiel für die Etappe Sofia-Rila (im Bild). Die von der App vorgeschlagene Route führt über 105 Kilometer und 1500 Höhenmeter. Die 18 Kilometer «Loser Untergrund» schrecken uns allerdings etwas ab, weil es nicht sehr angenehm ist, mit den Packtaschen über holprige Pfade zu rattern. Darum ziehen wir den blauen Track nach rechts zum See. Die neue Strecke ist dann zwar um rund 20 Kilometer länger, beinhaltet aber weniger losen Untergrund und auch weniger Höhenmeter – zudem lockt das Wasser.

Mehr und detaillierte Infos als auf der Papierkarte

Die Angaben sind recht verlässlich, wobei sich die Qualität der Daten beim Überschreiten einer Landesgrenze schlagartig verändern kann. Im Kosovo etwa landeten wir auf einer zweispurigen Schnellstrasse, die Komoot als Bundesstrasse einordnete. Das lag aber mitunter daran, dass es da früher tatsächlich mal eine ganz normale Landstrasse gab, die dann aber zur Schnellstrasse ausgebaut wurde. Wirklich toll war Komoot in Italien, wo uns die App automatisch über regionale Velorouten wie etwa den Alpe-Adria-Radweg schickte. Klar: Den hätte man auch so finden können, aber mit etwas mehr Aufwand als bloss «Start» und «Ziel» eingeben. Komoot verwendet übrigens die OpenStreetMap als Datenenbasis und ist folglich je nach Aktivität der Mapper in einer Region mehr oder weniger genau.

Navigationsgerät Garmin mit dem Stadtplan von Sofia sowie dem Track nach Rila.
Einfach immer der violetten Linie nach: So findet man via Fahrradstreifen und Stadtpark aus Sofia raus. Okay: Eine zweispurige Hauptstrasse war da später auch noch, aber eben nicht nur – und vor allem ohne Irrfahrt. (Bild: Andrea Freiermuth)

Toll sind auch die in der Karte hinterlegten Informationen über Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. So wissen wir etwa, dass es sich lohnt, in die Sackgasse östlich von Rila zu fahren, weil sich dort ein sehenswertes Kloster befindet. Und last but not least: Digitale Karten haben einen variablen Massstab – die einzelnen Kartenausschnitte lassen sich vergrössern und genau betrachten.

Papier bietet den besseren Überblick

Eine Papierkarte führen wir aber trotzdem noch mit. Einfach in einem viel grösseren Massstab als früher, in Bulgarien etwa 1:540 000. Das Papier bietet einfach einen besseren Überblick, was vor allem für die Grobplanung wichtig ist. Papier ist auch gut, wenn man die Route während des Tages spontan ändert. Denn hat man keinen Track mehr, dem man folgen kann, wird die Orientierung auf dem kleinen Display super mühsam.

Seit wir in Bulgarien sind, stehen wir zudem vor einer weiteren Herausforderung: Komoot liefert die Ortsnamen nur noch in kyrillischer Schrift. Die Buchstaben gleichen zwar jenen des lateinischen Alphabets, sind aber gerade deshalb so verwirrend. Das P ist ein R, das H ein N und das r ein G.

Strassenschild in kyrillischer Schrift in Bulgarien.
Und jetzt? Egal: Dank dem Track auf unseren Geräten wissen wir, dass wir die erste Ausfahrt nehmen müssen. (Bild: Andrea Freiermuth)

Kompliziert, aber im Vergleich zu dem, was noch kommt, wahrscheinlich doch recht einfach. Ich hoffe einfach, dass ich dann auch im Iran und in China jeweils noch eine Papierkarte in lateinischer Schrift finde – und dass Komoot auch in diesen Ländern auf verlässliches Kartenmaterial zurückgreifen kann.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. frankneuss

    die digitalen Karten sind schon eine tolle Sache.
    Ganz aktuell und ganz profan hilft Google Maps eigentlich mittlerweile am besten. Natürlich im Fahrradmodus.
    Und da kann ich dich beruhigen die digitalen Karten sind auch in der entferntesten Ecke der Welt 100 % exakt.
    Der Satellit schaut halt überall hin besser noch als gedruckte Karten es können 🙂

    Safe ride!

  2. Otto

    Hallo liebe Andrea!

    Danke für deinen Beitrag digitalisierte Wegebeschreibung per Handy , Garmin und Karten aus Papier. Auf Papierkarten kann man wohl nicht verzichten. Immer gut wenn verschiedene Möglichkeiten zur Navigation genutzt werden können. Beim Garmin kann man auch die Stadt eingeben die besucht werden soll ( Wegepunkte).

    Die Alpen, den Balkan habt ihr hinter euch gelassen. Zürich bis Pristina sind es 3300 km? Weiter geht die Reise nach Sofia-Plovdiv-Edirne -Istanbul ? Seit ihr schon in der Türkei?

    Eine wirklich spannende Radreise. Gedanklich fahre ich mit und benutze Papierkarten.

    Weiterhin eine schöne,sichere Veloreise!

    Grüße aus dem heißen Deutschland

    Otto

  3. Matthias

    Schön geschrieben, gefällt mir.
    Es gibt übrigens GARMIN (Ich hab ein Oregon 700), die verbinden sich mit Komoot auf Deinem Handy.
    Also Komoot auf dem Handy (gut für unterwegs) planen und dann aufs Garmin übertragen.
    Weiter eine erlebnisreiche Reise
    Matthias

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